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Shareconomy, oder das Teilen als Win-win-Situation

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Die diesjährige CeBIT stand unter dem Motto „Shareconomy“ – einer gelungenen Wortschöpfung auf Basis des Begriffs „Share Economy“, der aus den Wirtschaftswissenschaften der 1970er-Jahre stammt.  Es geht dabei damals wie heute um das Teilen anstelle des Besitzens. Nicht nur für Privatleute ist die Vorstellung attraktiv, durch das mit anderen gemeinsame Nutzen von Ressourcen Zeit, Platz und Geld zu sparen. Auch Unternehmen streben danach, Kapitalbindung gering zu halten und vorhandene Mittel mit größtmöglicher Effizienz einzusetzen. Auch die Teilenden profitieren davon, wenn statt brachliegender Investitionen eine Nutzung stattfindet, die zu deren Finanzierung beiträgt.

Mobiles Internet als Zugpferd

Die Idee des Teilens ist weder neu noch revolutionär. Wie selbstverständlich leihen wir uns in Familie, Freundeskreis und Nachbarschaft gegenseitig Dinge aus, die nicht ständig benötigt werden, und erbitten oder gewähren Unterstützung. Was fehlt, kann oft bei professionellen Vermietern ausgeliehen werden oder wird einmalig gekauft und steht dann nach Erstgebrauch der Gemeinschaft neu zur Verfügung. Möglich macht all das die enge Vernetzung der Betroffenen untereinander, die auf persönlichen Beziehungen und Vertrauen beruht.

Neu hingegen sind die Möglichkeiten, das seit Jahrtausenden bewährte Konzept in einem ganz anderen Maßstab umsetzen zu können. Möglich gemacht hat das nicht nur die anwachsende Akzeptanz aller Bevölkerungsschichten für die Nutzung des Internets, sondern vor allem auch dessen Verfügbarkeit an nahezu jedem Ort dank mobiler Geräte und Smartphones. Aufbauend auf alternativen Vertrauenssystemen wie Bewertungen, Verträgen und Versicherungen, können sich heute einander bislang wildfremde Menschen zusammenschließen, um die Effizienzreserven ihrer Ressourcen gemeinsam zu nutzen.

Geistiges Eigentum

Das betrifft durchaus nicht nur Autos, Wohnungen und Rasenmäher, die in einem logistisch mehr oder weniger aufwändigen Prozess miteinander geteilt werden können, sondern auch abstraktere Ressourcen. Zu den interessantesten Projekten des vergangenen Jahrzehnts gehört zweifellos eines, das durch Teilen überhaupt erst zum Leben erweckt wurde: Menschen teilen ihr Wissen und opfern ihre Zeit, um gemeinsam einen gewaltigen Nutzen zu erzeugen – die Wikipedia, eines der bestbesuchten Internetangebote unserer Zeit. Nahezu Jedermann wurde plötzlich zum Mitautor einer Enzyklopädie – vor diesem Ansatz ein nahezu undenkbares Unterfangen, das schon zu Beginn nur durch Technikunterstützung möglich war.

Gerade für uns in der IT ist entscheidend, dass – auch in einem ökonomischen Sinne – eben nicht nur Materielles geteilt werden kann. Denn an Teilbarem haben wir Einiges zu bieten: Tatsächlich sind es nicht unteilbare Prozessoren und Festplatten, die wir benötigen, sondern Rechenleistung und Speicherplatz (es ist kein Zufall, dass das Internet überhaupt nur entstehen konnte, weil sein Vorgänger ARPAnet dazu diente, teure Großrechnerkapazitäten sinnvoll auslasten zu können). Unsere wichtigsten Aufgaben werden nicht von Software gelöst, sondern von Algorithmen. Unsere wertvollsten Leistungen sind nicht in Produkten manifestiert, sondern in Ideen, Plänen, Umsetzungen und den intellektuellen Rechten daran.

Mit der Cloud verfügen wir heute über die Möglichkeit, Rechenleistung, Speicherplatz und Dienste in genau dem Umfang zu beziehen, den wir brauchen – ökonomisch, flexibel und in Minutenschnelle. Neue Lösungen, Angebote und Rahmenbedingungen werden auch letzte Skeptiker überzeugen. Die Weichen sind gestellt, die Vorteile für alle Beteiligten unübersehbar.

Doch nicht nur die Reduzierung der IT-Kosten bringen Cloud-Lösungen mit sich. Sie ermöglichen ganz neue Geschäftsmodelle. Auch kleinere Unternehmen können heute über eine problemlos skalierende Infrastruktur verfügen, die früher schlicht nicht finanzierbar gewesen wäre. Themen wie Big Data, maschinelles Lernen, Grid-Computing und weitere Felder, die früher erheblicher Vorabinvestitionen bedurften, sind plötzlich auch für kleinere Unternehmen zugänglich. Diese niedrige Markteintrittsschwelle eröffnet jungen Unternehmen das Potenzial für innovative Konzepte und Geschäftsideen.

Der allseitige Vorteil des Teilens

Den Weg dafür zu ebnen, Cloud-basierende Ideen in die Realität umsetzen zu können, hat Microsoft sich mit auf die Fahnen geschrieben. Dafür schaffen wir mit unseren Angeboten die richtigen Bedingungen nicht alleine auf technischer Ebene. Die Vorteile reichen von Rechtssicherheit auch nach europäischen Normen über Platform as a Service-Angebote für problemlose Skalierbarkeit bis hin zu dem Umstand, dass unser Geschäftsmodell nicht auf dem Auswerten Ihrer Daten beruht, sondern auf deren Sicherheit, Schutz und Integrität.

Dass wir unser geistiges Eigentum teilen drückt sich für mich auch darin aus, dass wir Möglichkeiten schaffen, unsere Produkte nicht nur einzusetzen, sondern sie vollwertig in Gesamtlösungen zu integrieren. Dafür bieten wir nicht nur offene Schnittstellen und interoperable Produkte an, sondern legen auch interne Schnittstellen offen, dokumentieren Formate, Protokolle, Standardimplementationen und Sprachelemente, räumen Nutzungsrechte ein und stellen Algorithmen zur Nutzung bereit. Unter bestimmten Bedingungen legen wir ausgewählten Partnern sogar den Quellcode unserer wichtigsten Produkte offen. Und auch in diesen Fällen profitieren alle Beteiligten: Ihre Lösungen arbeiten besser mit unseren Produkten zusammen und bilden damit einen Mehrwert, der auch für andere Kunden den Rückgriff auf unsere Produkte noch sinnvoller macht.

Ebenso stellen unsere Marktplätze für Softwareangebote anderer Anbieter – sei es der Windows Store, der Windows Phone Store oder der Windows Azure Store – eine Form des Teilens dar, mit der wir unseren Marktzugang zu mehreren hundert Millionen Menschen mit Jedermann teilen, vom Schüler bis zum Großunternehmen. Eine Präsenz, die kein Anbieter selber jemals erreichen könnte.

Die Zukunft des Teilens

Wie wird das Teilen von Ressourcen unsere Zukunft bestimmen? Unvorstellbar erscheint mir, dass wir eine Rückläufigkeit der Bereitschaft zum Teilen erleben werden. Gerade die nachfolgenden Generationen wachsen mit dem Teilen auch über Internet als Selbstverständlichkeit auf – selbst wenn es nur Gemütszustände über soziale Netzwerke sein sollten.

Durch die Flexibilisierung der betrieblichen Infrastruktur auch über Cloud-Szenarien erscheint eine Erweiterung der Infrastrukturauslagerung naheliegend. Beginnend mit Home Office-Tätigkeiten, können ganze Bürokomplexe als Teilplätze zum Arbeiten entstehen, wo Mitarbeiter nicht regelmäßig und in festen Strukturen benötigt werden – Anfänge solcher Ansätze sehen wir in der Coworking-Szene schon heute, zukünftig werden auch Unternehmen auf solche Modelle zurückgreifen und Arbeitsräume effizient auslagern.

Forschung und Entwicklung sind darauf angewiesen, dass ihr intellektuelles Eigentum geschützt ist. Flexiblere Schutzmechanismen auch schon für kleinere Fortschritte würden dazu beitragen, dass Forschungsergebnisse schon in viel früheren Phasen geteilt, übernommen oder falsifiziert werden und so allen zum Vorteil gereichen könnten. Eine drastische Verkürzung der Entwicklungszeiten und -kosten würde nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch gesellschaftlichen Wert entfalten.

In der Bildung haben sich in den USA bereits erste Geschäftsmodelle etabliert, die Jedermann die Inhalte von Universitätsstudiengängen am Bildschirm vermitteln – kostenlos. Gerade in der Lehre rechne ich durch das Teilen mit neuen Lösungen für besseres und gemeinsameres Lernen in den unterschiedlichsten Lebensphasen und -situationen. Das können bedarfsweise genutzte Lernräume und Arbeitsmaterialien sein, aber auch an flexibel abrufbaren Betreuungsangeboten fehlt es noch ebenso wie oftmals an hochwertiger Lehrausstattung. Für einen attraktiveren Bildungsstandort, an dem ein Lebenslauf nicht mehr ab dem ersten Schulabschluss vorgezeichnet bleiben darf, müssen wir gerade in Zeiten knapper Mittel sehr viel mehr dieser Effizienzreserven heben.

Ob bessere kommunale Zusammenarbeit, effizientere Verkehrslenkungssysteme oder gebündelte Entwicklungshilfen, mir schwebt eine große Zahl von Beispielen vor, in denen das Teilen zu effizienteren Abläufen und größeren Erfolgen führen kann. Doch ich habe Ihre Zeit nun lange genug in Anspruch genommen. Wenn Sie mögen, diskutieren wir im Kommentarbereich gerne weiter. Ich lade Sie vielmals dazu ein.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Peter Jaeger


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