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Wir müssen mehr ‚Made in Germany‘ möglich machen

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Schon vor mehr als 50 Jahren prophezeite der deutsche Informatiker Karl Steinbuch: „Es wird in wenigen Jahrzehnten kaum mehr Industrieprodukte geben, in welche die Computer nicht hineingewoben sind“. Zu Beginn der 1990er Jahre entwickelten Technik-Visionäre wie der Amerikaner Mark Weiser die Idee von „einer Welt, in der Milliarden Computer in alltägliche Dinge eingebaut und miteinander verbunden sind, um unser Leben zu erleichtern“ und nannten diese Vision ‚ubiquitous computing‘.

1999 prägte der MIT-Forscher Kevin Ashton als erster den Begriff Internet of Things. Heute sind im Internet of Things nach Berechnung von Gartner bereits 6,4 Milliarden “Dinge“ miteinander vernetzt, bis 2020 soll diese Zahl auf 20 Milliarden ansteigen [i]. Die digitale Transformation wird also nicht kommen, sie ist bereits heute da!

Zusammen mit neuen Formen künstlicher Intelligenz liefert das Internet der Dinge bereits heute die Basis für Smart Cities, effiziente Energielösungen, clever vernetzte Verkehrsmittel, selbstfahrende Autos –  und vor allem auch für eine ganz neue Form der Industrieproduktion. In der ‚Industrie 4.0‘ verzahnt sich die klassische Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik. Maschinen koordinieren selbstständig Fertigungsprozesse, Service-Roboter kooperieren auf intelligente Weise mit Menschen, fahrerlose Transportfahrzeuge erledigen eigenständig Logistikaufträge. Über die intelligente Fabrik hinaus werden Produktions- und Logistikprozesse unternehmensübergreifend vernetzt, um den Materialfluss zu optimieren, Fehler frühzeitig zu erkennen und flexibel auf veränderte Kundenwünsche und Marktbedingungen zu reagieren [ii].

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Eine Industrie 4.0 bietet ganz neue Möglichkeiten für unternehmerischen Erfolg

Eine Industrie 4.0 ermöglicht maßgeschneiderte Produkte nach individuellen Kundenwünschen, kostengünstig und in hoher Qualität, und bietet insbesondere dem starken Industriestandort Deutschland ganz neue Möglichkeiten für unternehmerischen Erfolg. Die Industrie 4.0 sichert langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des ‚Made in Germany‘ – wenn wir jetzt die richtigen Weichen stellen und loslegen. Würde Deutschland sein digitales Potenzial optimal nutzen, könnte das BIP bis 2025 um insgesamt rund 500 Milliarden Euro zusätzlich wachsen, prognostiziert das McKinsey Global Institute[iii]. Vor allem in der deutschen Industrieproduktion sehen die Forscher großes Potential –  und warnen gleichzeitig, der Digitalisierungsgrad der deutschen Industrie sei in vielen Branchen zu niedrig. Insbesondere im Dienstleistungs-, Transport- und Logistikbereich schneide Deutschland im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich ab.

Vernetzung und technologische Offenheit sind die Basis für die digitale Transformation.

Auch mental muss sich noch einiges bewegen: Industrie 4.0 habe das Potential für disruptive Innovation, stellt die Deutsche Akademie der Technikwissenschaft (Acatach) fest [iv].  Allerdings herrsche in Deutschland noch „eine erhebliche Unsicherheit, „wie mit Industrie 4.0 Gewinn erzielt werden kann und wie entsprechende Geschäftsmodelle aussehen“. Deutsche Unternehmen fokussierten immer noch stark auf Sicherheit und Stetigkeit im Geschäftsmodell. Diese Einstellung stehe einer schnellen Anpassung an neue Anforderungen der Digitalisierung entgegen und müsse überwunden werden. Demnach müssen Unternehmen nicht nur in die Automatisierung der Produktion, sondern vor allem auch in die Digitalisierung von Produkten und Geschäftsmodellen investieren. Die starken deutschen Hochleistungsbranchen, die Großunternehmen und der Mittelstand müssen eng mit der ITK-Wirtschaft zusammenarbeiten, um den nötigen Technologietransfer sicherzustellen und in Zukunft mehr „Made in Germany“ möglich zu machen.

Vernetzung, Kooperation und nicht zuletzt technologische Offenheit sind wichtige Pfeiler für den Erfolg der Digitalen Transformation. Die Herausforderung ist es, eine optimale Integration verschiedener Technologieplattformen zu gewährleisten. Dafür sind Schnittstellen, die in die Kommunikation zwischen verschiedenen Plattformen und Anwendungen nahtlos herstellen können, von zentraler Bedeutung. Da, wo Interoperabilität über Schnittstellen nicht herstellbar ist, besteht Standardisierungsbedarf. Allerdings kann eine Standardisierung für Industrie 4.0 nur in der internationalen Zusammenarbeit erfolgreich sein. Denn Anwender nutzen verschiedenste Technologieplattformen für ihre Geschäfts- und Produktionsprozesse und sind darauf angewiesen, dass Anbieter aus Deutschland, USA, Indien und China etc. kooperieren und Interoperabilität gewährleisten. Wir brauchen eine “just-in-time Standardisierung”, die der Dynamik der Technologieentwicklung im Softwaresektor und dem Tempo des internationalen Wettbewerbs auf dem gerade neu entstehenden Markt für ein “Industrial Internet” gerecht wird.

Microsoft investiert seit Jahren in die Interoperabilität von Standardsoftware und Diensten und hat umfassende Expertise in der Definition von Schnittstellen zu anderen Technologieplattformen aufgebaut. Darüber hinaus haben wir mit der Verlagerung unseres Betriebssystems in die Cloud die Grundlage geschaffen, um Anwendungen herstellerunabhängig hosten zu können. Als Mitglied des Industrial Internet Consortium (IIC) engagieren wir uns auf internationaler Ebene gemeinsam mit über 120 weiteren Unternehmen, darunter auch führenden deutschen Anbietern, bei der Entwicklung von praxisnahen Standards für das industrielle Internet. Auf der Hannover Messe 2016 haben wir angekündigt, zukünftig noch enger mit der OPC Foundation zusammenzuarbeiten, um Millionen von Anwendungen und Industrieanlagen, die mit dem OPC-UA-Standard kompatibel sind, Cloud-fähig zu machen und damit effizienter sowie flexibler zentral steuern zu können.

Vertrauen und Transparenz sind die Grundlage für die Akzeptanz neuer Lösungen

Vertrauen ist die Grundlage für die Akzeptanz neuer Lösungen. Microsoft setzt sich schon lange für mehr Sicherheit, Datenschutz und Transparenz in einer vernetzten Welt ein und hat als erster Anbieter den neuen internationalen ISO-Standard für Datenschutz in der Cloud umgesetzt. Ab sofort können IoT-Services von Microsoft außerdem auch über die Microsoft Cloud Deutschland bezogen werden. Dabei werden sensible Daten ausschließlich in deutschen Rechenzentren gespeichert. Der Zugang zu den Kundendaten liegt beim deutschen Datentreuhänder T-Systems International GmbH, ein Tochterunternehmen der Deutsche Telekom, das der deutschen Rechtsordnung unterliegt.

Transparenz ist ein weiterer wesentlicher Grundsatz, zu dem wir uns gemeinsam mit anderen führenden IT-Unternehmen in der ‚Partnership on Artificial Intelligence‘ bekennen. Mit der Initiative wollen wir Aufklärungsarbeit leisten und die Diskussion ethischer Fragen vorantreiben. Wir sehen uns in der Verantwortung, künstliche Intelligenz von Anfang an so zu entwickeln, dass sie darauf ausgerichtet ist, den Menschen zu unterstützen, und nicht, ihn zu ersetzen. Menschen und Maschinen ergänzen sich in ihren jeweiligen Stärken und bilden somit eine optimale Einhait. Microsoft verpflichtet sich außerdem dem Ziel, künstliche Intelligenz zu ‚demokratisieren‘, indem wir möglichst vielen Entwicklern und Anwendern die passenden Werkzeuge zur Verfügung stellen, um künstliche Intelligenz nach ihren eigenen Vorgaben und Bedürfnissen weiter zu entwickeln und einzusetzen.

Die Chancen von IoT und künstlicher Intelligenz erkennen und umsetzen

In unserer Rolle als Global Player der Digitalisierung und gewachsener Partner der deutschen Wirtschaft arbeiten wir daran, dass dem Standort Deutschland der Sprung in die digitale Zukunft gelingt. Wir unterstützen Industrieunternehmen wie auch Mittelständler und Start-ups dabei, die Chancen von IoT und künstlicher Intelligenz zu erkennen und zu ihren Bedingungen umzusetzen. Gerade haben wir in München ein weiteres IoT & AI Insider Lab (nach Redmond, USA und Shenzhen, China) eingerichtet. Das Labor bietet kostenlosen Zugang zur Microsoft Cloud-Plattform Azure, zu IoT- und KI-Diensten, zu Industriehardware und zu dem Expertenwissen unserer Entwickler, Ingenieure und Datenspezialisten. Interessierte Unternehmenskunden können sich ab sofort für die Nutzung des IoT & AI Insider Labs bewerben. Auf der Hannover Messe 2017, die in dieser Woche stattfindet, präsentiert Microsoft gemeinsam mit Kunden und Partnern wie thyssenkrupp Elevator, Siemens, Volkswagen, Daimler Trucks, Jabil, TetraPak oder Ecolab zahlreiche, „reale“ Industrielösungen und zeigt, wie intelligente Technologien zentrale Herausforderungen unserer Zeit lösen können, z.B. in den Bereichen Wasserversorgung, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und der Verringerung von Schadstoffemissionen. Sicher ist: Wir benötigen ein smartes Manufacturing, das nicht nur Kosten spart, sondern auch die Umweltbelastung verringert und weniger Energie verbraucht.

Digitale Technologien entfalten ihren größten Nutzen, wenn sie allen zur Verfügung stehen

All das das kann kein einzelnes Land und schon gar kein einzelnes Unternehmen alleine erreichen. Deshalb engagieren wir uns aktuell im B20 Business Dialog, der unter Federführung von BDI/BDA und DIHK den G20 Gipfel-Prozess begleitet. Die B20 Taskforce Digitalisierung, deren Co-Vorsitzende ich bin, hat an Empfehlungen in drei Handlungsfeldern gearbeitet: Globale Vernetzung, Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz. Eine zentrale Empfehlung der Taskforce an die G20 Regierungen ist es, sich auf internationale Spielregeln für den Umgang mit Cyberkriminalität und staatlichen Cyberangriffen zu einigen. Außerdem regen wir seitens der Wirtschaft an, bei der Entwicklung von Standards für Industrie 4.0 zusammenzuarbeiten und innovationsfördernde Rahmenbedingungen für künstliche Intelligenz zu schaffen. Einige dieser Themen finden sich nun auch in der kürzlich von den G20 Digitalminister verabschiedeten Deklaration wieder. Am 3. Mai werden diese Empfehlungen nun auch der Bundeskanzlerin im Rahmen des B20 Summits in Berlin übergeben. Wir hoffen, dass das der Anfang eines konstruktiven internationalen Dialogprozesses ist, in dessen Zentrum die Frage steht, wie alle gesellschaftliche Stakeholder von der Digitalisierung profitieren können.

Fakt ist: Digitale Technologien entfalten ihren größten Nutzen, wenn sie grenzüberschreitend für alle verfügbar sind. Deshalb brauchen wir Rahmenbedingungen, die zeitlose Rechte und Werte achten, die öffentliche Sicherheit schützen, Innovation und Ideenaustausch fördern und einen universellen Zugang zu Technologien ermöglichen. Leider gibt es dafür keine automatischen Updates – die müssen wir uns selbst hart erarbeiten. Daher braucht es eine gemeinschaftliche Diskussion zwischen Unternehmen, Politik und Gesellschaft, um sicherzustellen, dass wir alle von den Vorteilen der IoT- und KI-Technologien bestmöglich profitieren, ohne einzelne Industrien, Gruppen oder Individuen zurückzulassen. Um diesen Ansatz zu unterstützen, hat Microsoft die Denkschrift „Cloud For Global Good“ veröffentlicht, die den gesellschaftlichen Diskurs über Technologien wie Cloud Computing und künstliche Intelligenz fördern soll. Technologische Weiterentwicklungen sind täglich verfügbar – wir müssen sie nur effizient nutzen.

[i] http://www.computerwoche.de/a/das-internet-of-things-waechst-rasant,3219970

[ii] http://www.bmwi.de/DE/Themen/Industrie/industrie-4-0.html

[iii] https://www.mckinsey.de/digitalisierung-deutschland-verschenkt-500-milliarden-euro-potenzial

[iv] http://www.acatech.de/de/publikationen/publikationssuche/detail/artikel/industrie-40-internationaler-benchmark-zukunftsoptionen-und-handlungsempfehlungen-fuer-die-produ.html


Ein Beitrag von Sabine Bendiek
Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland

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